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Mental Health Guide für Eltern


InhaltsÜbersicht

1.

Ist das noch normal oder muss ich mir Sorgen machen?

Was sind Warnsignale für psychische Erkrankungen?

Du als Elternteil hast einen unschätzbaren Vorteil: Du kennst dein Kind besser als jeder andere. 

Das macht dich zum Experten oder zur Expertin: Du weißt, wie dein Sohn oder deine Tochter tickt, wie er oder sie sich normalerweise verhält, und hast ein feines Gespür für Veränderungen.

Trotzdem weißt du natürlich, dass in der Pubertät vieles auf links gedreht wird: Aus quirligen Kindern werden maulfaule Couch Potatoes, das Hadern mit sich selbst und der Welt gehören zum Erwachsenwerden wie Pickel und Stimmbruch.

Die Grenze zwischen „ganz normaler Krise“ und psychischer Krankheit ist oft fließend. Trotzdem gibt es ein paar Fragen, die bei der Einordnung helfen:

  • Kann ich grundsätzlich mit meinem Kind reden, oder verweigert es den Kontakt?
  • Sind die schulischen Leistungen im Normbereich, und fehlt mein Kind nicht unentschuldigt?
  • Isst mein Kind angemessen, ohne starke Gewichtsschwankungen nach oben oder unten, oder zwanghafte Beschäftigung mit dem Thema Essen?
  • Kümmert sich mein Kind um seine persönliche Hygiene (Duschen, Haarewaschen, Zähneputzen, saubere Kleidung)?
  • Klagt mein Kind vermehrt über körperliche Symptome, wie Bauchschmerzen/Kopfschmerzen, andere Beschwerden und ist mein Eindruck, es könnte psychosomatisch sein? Geht es deshalb auch nicht zur Schule oder trifft sich nicht mit Freund*innen/geht nicht den Hobbys nach?
  • Reagiert mein Kind vermehrt mit einer erhöhten Reizbarkeit, mit einer hohen Aggressivität und Streitlust?
  • Wirkt mein Kind häufig müde, abgeschlagen und unkonzentriert?
  • Weint mein Kind vermehrt und wirkt niedergeschlagen?
  • Zeigt es plötzlich Angst- und Panikzustände?

Gibt es mindestens einen Punkt, der dir Anlass zur Sorge gibt (und sagt dir auch dein Bauchgefühl, dass etwas nicht stimmt), dann solltest du gemeinsam mit deinem Kind ins Gespräch gehen. Schaut zusammen, ob es Hilfsangebote von dir annehmen kann, um Veränderungen zu ermöglichen. 

Reicht das nicht aus oder ist die Krise größer, besprecht miteinander, dass du Unterstützung organisieren wirst – für dein Kind, für dich selbst oder für euch beide.

Was kann ich jetzt tun?

Wichtig ist, dass du dein Kind immer transparent über deine Schritte informierst und ihm klar machst: Ich zwinge dich zu nichts, wenn du Angebote akzeptierst, dann freiwillig. Oft braucht es Mut, Hilfe anzunehmen. Aber vor allem die eigene Einsicht, dass etwas nicht in Ordnung ist. Dass die erlebte Krise nicht mehr nur ein „Zwischentief“ ist, sondern sich zu einer psychischen Erkrankung entwickeln könnte.

Es kann sein, dass bei dir schon alle Alarmglocken läuten, während dein Kind noch nicht so weit ist, sich einzugestehen, dass etwas aus dem Ruder läuft und es Hilfe benötigt. Sich einzugestehen: „Mit mir stimmt etwas nicht!“, kann Angst und Scham auslösen. 

Das Gefühl der Scham kann so groß sein, dass es deinem Kind schwerfällt, sich überhaupt zu erlauben, Hilfe einzufordern oder anzunehmen – schon gar nicht von außen. Denk daran, wenn du das Gespräch mit deinem Kind führst.

Hier findest du hilfreiche Kontakte von uns und unseren Partnern.

2.

Wie spreche ich die Probleme am besten an?

Wann ist ein guter Zeitpunkt und eine gute Situation?

Denk einmal nach: Wie war es denn in der Vergangenheit? In welchen Situationen ist euer Kind besonders offen für ein Gespräch?

Bei jüngeren Kindern, manchmal auch bei Teenagern, kann das abends in der Bettgeh- Situation sein, wenn sich ein Elternteil noch für einen Moment an die Bettkante setzt. Oder mittags bei Tisch.

Manchmal sind es aber auch gerade Alltagssituationen, beim gemeinsamen Tun: beim Gemüseschnippeln, beim Spazierengehen, bei der Autofahrt zu einer Veranstaltung. Eben, wenn du deinem Kind nicht allzu deutlich signalisiert: Setz dich, wir müssen jetzt ein paar ernste Worte wechseln.

Denn oft fällt Jugendlichen das Reden leichter, wenn sie sich nicht fühlen, als würden sie verhört. Sondern wenn das Thema eher beiläufig einfließt.

Einigen Jugendlichen fällt es durchaus leichter, nicht im direkten Gespräch über Gefühle zu sprechen. Nutzt dann vielleicht auch das Handy, um zu kommunizieren, zum Beispiel über Text- oder Sprachnachrichten. Probiert dies ruhig aus, wenn ein Face-to-face-Gespräch nicht zustande kommt.

Und: Hab Geduld. Wahrscheinlich werdet ihr nicht in einem einzigen Gespräch das Problem benennen, eine Lösungsstrategie entwerfen, einen Plan fassen können. 

Möglicherweise musst du immer wieder den Kontakt suchen. Und auch einmal aushalten, wenn dein Kind eine Weile braucht, um auf ein Hilfsangebot zu reagieren. 

Auch ein Nein solltest du zunächst akzeptieren, auch wenn es schwerfällt. Denn ohne tiefe eigene Motivation, ohne eigene Mithilfe des Patienten oder der Patientin ist Hilfe bei psychischen Problemen schwer bis unmöglich. 

Insistier nicht (es sei denn, du hast den Eindruck, dein Kind ist wirklich in akuter Gefahr). Am wichtigsten ist, dass ankommt: Ich habe dich im Blick, ich liebe dich, ich bin an deiner Seite. 

Im besten Fall gelingt es dir, deinem Kind genau so weit zu helfen, wie es das jetzt braucht, je nach Alter. Etwa bei der Suche nach eigenen Lösungsansätzen, wie z.B. einem Therapieplatz. Aber lass ihm je nach Alter auch genügend Spielraum für eigene Entscheidungen, so dass er oder sie sich als selbstwirksam erlebt. 

So kann dein Kind am Ende gestärkt aus einer Krise hervorgehen, mit dem Gefühl: Ich kann mich gut um mich selbst kümmern, schaffe es, meine Angelegenheiten zu regeln, weiß aber auch, dass ich mich im Notfall weiterhin auf meine Eltern verlassen kann.

Mein Kind zeigt mir die kalte Schulter – wie komme ich an ihn oder sie überhaupt ran?

In der Pubertät (und auch noch danach) fühlt sich Kontakt zu Kindern manchmal an, als sollte man einen Kaktus umarmen – das ist ganz normal. Sich von Eltern abzugrenzen, ist die zentrale Entwicklungsaufgabe dieser Lebensphase. Auch, wenn ihr generell ein gutes Verhältnis zueinander habt.

Trotzdem ist es ein Problem, wenn dein Kind jede vorsichtige Frage nach seinem Gemütszustand, seinem Verhalten, seinen Essgewohnheiten abblockt – oder was auch immer dir sonst Sorgen bereitet.

Manchmal hilft ein Umweg, um ein Gespräch in Gang zu bringen. Du kannst zum Beispiel von dir erzählen: Vielleicht hattest du auch Schwierigkeiten in dem Alter, in dem dein Kind jetzt ist. Wie hat sich das angefühlt? Was hat da geholfen? Was hättest du dir gewünscht?

Oder du versucht es auf die rationale Weise und erzählst eine Expertengeschichte. 

Zum Beispiel: Ich habe gelesen, dass nach der Pandemie die Zahlen für psychische Erkrankungen bei Jugendlichen gestiegen sind. Was sagst du dazu? Solche Eröffnungen können Eisbrecher sein. 

Du kannst das Thema auch noch indirekter angehen: indem du einen Zettel mit unserer Webseite auf den Tisch eures Kindes legt, mit dem Hinweis, dass es hier etwas Interessantes zu lesen gibt.

Woher weiß ich, wie es meinem Kind wirklich geht?

Das ist oft schwer abzuschätzen, da sowohl Symptome unterschiedlich sind als auch das subjektive Empfinden.

Eine gute Methode, um den Leidensdruck deines Kindes besser einschätzen zu können, ist eine Skala: „Wie fühlst du dich gerade, auf einer Skala von eins (supergut) bis zehn (ganz mies)?“

So kannst du klare Abmachungen treffen, zum Beispiel: Bei einer Sieben reicht Teekochen und eine liebevolle Umarmung, bei einer Acht gehe ich umgehend mit dir zum Arzt, ab einer Neun in die Notaufnahme der Klinik.

Soll ich meinem Kind sagen, wie groß meine Sorgen sind?

Es geht um die richtige Balance: Sei authentisch – aber bürde deinem Kind nicht zusätzliche Sorgen auf, indem du dein eigenes Leid in den Vordergrund stellst.

Wie auch immer du es formulierst, wichtig ist, dass bei deinem Kind ankommt: Ich stehe hinter dir, ich bin die Schulter, an die du dich anlehnen kannst.

Ich habe keine Angst vor deinem Zustand, auch wenn dein Verhalten mir vielleicht gerade sehr fremd ist. Ich halte das aus, weil ich dich liebe.

Keine Frage: Für diese Haltung braucht es viel innere Kraft, Stabilität, Vertrauen. Und das bröckelt oft, wenn es dem eigenen Kind schlecht geht. 

Wende dich gern an uns  – wir vermitteln dir die richtigen Kommunikationstechniken, geben Orientierung bei Hilfsangeboten und bieten dir einen geschützten Rahmen für deine eigenen Gefühle.


Wer kann mir bei der ersten Einordnung helfen?

Erster Ansprechpartner für eine Einordnung ist eure gewohnte Kinder- und Jugendpraxis. Die kann bereits abklären: Handelt es sich nur um entwicklungsbedingte Auffälligkeiten, oder um eine behandlungsbedürftige psychische Erkrankung?

Wenn ja, kann die Praxis dein Kind an Fachärzt*innen aus den Bereichen Psychologie und Psychiatrie verweisen.

Allerdings ist es oft nicht einfach, als medizinischer Laie den Überblick zu behalten: Welche Therapieformen gibt es, was ist das richtige für mein Kind, wo finde ich Hilfe?

Wir helfen euch gerne bei dem Weg durch den Therapiedschungel. Sprich uns an! Auf dieser Liste findest du erste Ansprechpartner*innen, Adressen und Beobachtungslisten in eurer Nähe

 

Bin ich zu früh mit meinen Sorgen, oder zu spät?

 Du möchtest nicht eine Mücke zum Elefanten machen – aber auch den Elefanten im Raum nicht kleinreden, wenn er da ist. Das ist sehr verständlich.

Sprich mit deinem Kind, du steckst ja nicht drin. 

Generell gilt, genau wie bei jeder körperlichen Auffälligkeit auch: Lieber einmal zu viel hinschauen, als einmal zu wenig. 

Wichtig zu wissen für dich: Ob beim Kinderarzt oder in der Notaufnahme, bei Verdacht auf eine psychische Erkrankung wird immer die Frage gestellt, ob der Patient oder die Patientin daran denkt, sich das Leben zu nehmen. 

 Das klingt erschreckend und bedrohlich, gibt aber allen Beteiligten Sicherheit und Schutz: Wenn es dem Kind so schlecht geht, ist es vorübergehend stationär am besten aufgehoben.

3.

Bin ich schuld, wenn es meinem Kind schlecht geht?

Welchen Einfluss haben Erziehung und familiäre Situation auf psychische Erkrankungen?

Für Eltern, Mütter mehr noch als Väter, ist ein schlechtes Gewissen oft ein vertrauter Beifahrer: Kann ich je genug sein, mein Kind genügend lieben, es bestmöglich unterstützen, es ideal fördern? 

Dieses Gefühl ist an sich schon belastend. Wenn nun eine psychische Krise oder Krankheit auftritt, scheint das für viele fast als Beweis: Irgendetwas habe ich, haben wir falsch gemacht. 

Die Wahrheit ist fast immer komplexer: Oft ist es ein ungünstiges Zusammenspiel aus genetischer Veranlagung und Umweltbedingungen, das zu seelischen Notsituationen führt. Und die Familie ist wiederum nur ein Teil der Umwelt, in der ein Kind, ein Jugendlicher lebt. 

Dazu kommt der Aspekt der so genannten „Epigenetik“: Forschende haben erst in jüngster Zeit begonnen zu verstehen, wie komplex die Wechselwirkungen zwischen Veranlagung und Umwelt sind. Und wie durch Umweltbedingungen bestimmte Erbanlagen auch quasi an- oder ausgeschaltet werden können. 

Unser Fazit an dieser Stelle: Bleib mit deinen Gedanken, Gefühlen und Hilfsangeboten möglichst im Hier und Jetzt. 

Das heißt: Raus aus der Ohnmacht – bleib nah dran an dem, was du tun kannst (und sei es, den Kontakt zu uns aufzunehmen). Schuldgefühle entstehen oft, weil wir uns hilflos fühlen und auf diese Weise nach einem Anteil suchen, den wir selbst an der schwierigen Situation tragen könnten. Die Seele versucht so, ein Stück Kontrolle zurückzugewinnen: Wenn ich schuld bin, kann ich es auch wieder gutmachen.

Jede Form der Aktivität kann helfen, aus dieser belastenden Gedankenspirale herauszufinden. Frage dich, was du jetzt konkret tun kannst. Biete deinem Kind Unterstützung an, such dir eine Selbsthilfegruppe und tausch dich mit anderen Eltern aus – oder melde dich bei uns.

Viele Studien zu dem Thema ergeben: Je stabiler das Umfeld, desto besser für die erkrankte Person. Wenn ihr als Eltern gut für euch sorgt, könnt ihr auch stark für euer Kind sein.


Bin ich dafür verantwortlich, dass es meinem Kind wieder besser geht?

Ganz klar: nein, schon gar nicht allein. Du kannst dein Kind lieben, unterstützen, ihm achtsam dabei helfen, dass es die Unterstützung bekommt, die es braucht – aber das macht dein Kind nicht gesund. 

Im Grunde es ist ähnlich wie bei einer körperlichen Krankheit: Wenn du dein Kind umsorgst, Geduld hast, ihm Dinge abnimmst (aber auch nicht mehr als nötig), schaffst du damit die besten Rahmenbedingungen zur Genesung. Nicht mehr – aber auch nicht weniger.

Betrachte das als entlastende Botschaft! Es gibt Expert*innen, die dein Kind jetzt besser bei seinen akuten Problemen unterstützen können. 

Du musst deinem Kind dagegen kein Therapeut, keine Therapeutin sein, das kannst du auch gar nicht. Sondern nur eins: eine liebevolle Mutter, ein liebevoller Vater, eine liebevolle Familie.

Konkretes Beispiel: Stell dir die Erkrankung deines Kindes, z.B. die Depression, wie ein Äffchen auf seiner Schulter vor. Es ist SEIN Äffchen, und das Kind selbst muss lernen, mit ihm umzugehen. 

Wenn du als Elternteil die Verantwortung für dieses Äffchen übernimmst, oder ihr als Eltern gemeinsam, könnte es passieren, dass das Kind sich nur mit eurer Hilfe dem Äffchen gewachsen fühlt. Viel sinnvoller ist es jedoch, das Kind auf seinem Weg zu begleiten und ihm zu helfen, selbstständig den Umgang mit seiner Erkrankung zu erlernen. Begleitung heißt hier, Hilfe zur Selbsthilfe zu geben, sodass das Kind aktiv bleibt und seine Erfolge als eigene Erfolge erleben kann.

Wichtig ist auch: Das Kind HAT eine Depression, es IST nicht die Depression. Behandle es daher nicht ständig wie jemanden, der krank ist. Unterstütze es dort, wo es nötig ist, aber versuche ansonsten, möglichst normal mit ihm umzugehen. Diese Balance hilft dem Kind, sich nicht auf die Rolle des „Kranken“ festgelegt zu fühlen, sondern weiterhin in seinem Alltag aktiv zu sein.


Für Elternpaare: Wie spreche ich mit meinem Partner oder meiner Partnerin?

Nicht immer sind sich Elternteile einig, wie man am besten auf psychische Probleme des Kindes reagiert. Vielleicht ist einer von euch sehr besorgt, während der oder die andere abwiegelt: Das ist nur eine Phase, das Alter, das gibt sich wieder. 

Möglich ist das. Wichtig ist aber: Auch wenn nur eine*r von beiden den Eindruck hat, dass ein Kind zusätzliche Hilfe braucht, ist Zeit, etwas zu unternehmen. 

Sollte dein Partner, deine Partnerin davon nicht überzeugt sein, hilft neben der Sorge um das Kind vielleicht ein weiteres Argument: Auch deine bessere Hälfte oder wichtige Bezugsperson will ja sicherlich, dass es dir gut geht. Und das tut es nicht, wenn ständig ein ungelöstes Problem im Raum steht.


Für getrennte Eltern: Wie verständigen wir uns am besten, was unser Kind braucht?

Was kannst du tun, wenn du getrennt oder geschieden bist und ihr verschiedener Meinung seid, ob euer Kind eine Therapie benötigt?

Professionelle Unterstützung suchen

  • Familienberatungsstellen: Wende dich an eine Familienberatungsstelle in deiner Nähe. Diese bieten oft kostenlose oder kostengünstige Beratung und Mediation für Eltern in Konfliktsituationen an.lich mit meinem Kind reden, oder verweigert es den Kontakt?
  • Jugendamt: Das Jugendamt kann in solchen Fällen vermitteln und Unterstützung anbieten. Dort kannst du Beratung und Hilfe bei der Entscheidungsfindung erhalten.
  • Mediation: Auch eine Familien-Mediation kann eine effektive Methode sein, um eine Einigung zu erzielen. Eine neutrale Fachperson hilft euch beiden, gemeinsam eine Lösung zu finden, die den Bedürfnissen des Kindes entspricht. Die Mediation ist freiwillig und vertraulich.

Ärztliche Meinung einholen

Kinderarzt oder Facharzt konsultieren: Lass dein Kind von einem Kinderarzt oder einem Kinder- und Jugendpsychiater untersuchen. Eine fachärztliche Einschätzung kann bei der Entscheidungsfindung helfen und möglicherweise auch deinen Ex-Partner bzw. deine Ex-Partnerin überzeugen.

Rechtliche Schritte

Familiengerichtliche Entscheidung: Wenn alle anderen Möglichkeiten ausgeschöpft sind, kann das Familiengericht in besonders schwierigen Fällen eine Entscheidung im Sinne des Kindeswohls treffen.

Prof. Unterstützung suchen

  • Familienberatungsstellen: Wende dich an eine Familienberatungsstelle in deiner Nähe. Diese bieten oft kostenlose oder kostengünstige Beratung und Mediation für Eltern in Konfliktsituationen an.lich mit meinem Kind reden, oder verweigert es den Kontakt?
  • Jugendamt: Das Jugendamt kann in solchen Fällen vermitteln und Unterstützung anbieten. Dort kannst du Beratung und Hilfe bei der Entscheidungsfindung erhalten.
  • Mediation: Auch eine Familien-Mediation kann eine effektive Methode sein, um eine Einigung zu erzielen. Eine neutrale Fachperson hilft euch beiden, gemeinsam eine Lösung zu finden, die den Bedürfnissen des Kindes entspricht. Die Mediation ist freiwillig und vertraulich.

Ärztliche Meinung einholen

Kinderarzt oder Facharzt konsultieren: Lass dein Kind von einem Kinderarzt oder einem Kinder- und Jugendpsychiater untersuchen. Eine fachärztliche Einschätzung kann bei der Entscheidungsfindung helfen und möglicherweise auch deinen Ex-Partner bzw. deine Ex-Partnerin überzeugen.

Rechtliche Schritte

Familiengerichtliche Entscheidung: Wenn alle anderen Möglichkeiten ausgeschöpft sind, kann das Familiengericht in besonders schwierigen Fällen eine Entscheidung im Sinne des Kindeswohls treffen.

Wichtige Aspekte beachten:

  • Stell das Wohl deines Kindes in den Mittelpunkt der Diskussion.
  • Versuche, offen und respektvoll mit dem anderen Elternteil zu kommunizieren.
  • Hör auf die Bedürfnisse und Wünsche deines Kindes.
  • Bedenke, dass eine frühzeitige therapeutische Intervention oft hilfreich sein kann.

Durch diese Schritte erhöhst du die Chancen, eine einvernehmliche Lösung zu finden, die im besten Interesse deines Kindes ist. Eine konstruktive Zusammenarbeit beider Elternteile, trotz möglicher persönlicher Differenzen, ist für das Wohlergehen deines Kindes entscheidend.

Wo kann ich mich mit anderen betroffenen Eltern austauschen?

Wenn es deinem Kind schlecht geht, brauchst du einen Platz, an dem du deine eigenen Gefühle lassen kannst. Gerade, wenn sie dir unangenehm sind: ob Schuldgefühl, Trauer, Wut auf die Situation (vielleicht auch auf das Kind). 

Nicht immer ist der Kontakt mit eigenen Familienmitgliedern oder Freund*innen dabei ausreichend. Manchmal ist er sogar das Gegenteil von hilfreich: Du fühlst dich nicht ernst genommen, hast Angst vor dem Urteil anderer, möchtest nicht ständig Ratschläge hören.

Umso wohltuender kann es sein, sich in Selbsthilfegruppen mit anderen betroffenen Eltern auszutauschen, denen es ähnlich geht. Die vor ähnlichen emotionalen wie praktischen Problemen stehen, die sich über hilfreiche Kommunikationsstrategien austauschen möchten, aber auch manchmal nur Trost finden in dem Gefühl, nicht allein zu sein.

Sprich uns gerne an. Wir vermitteln den Kontakt zu Selbsthilfegruppen in deiner Nähe oder online.


Was kann ich für mein eigenes Wohlbefinden tun?

Das ist eine sehr gute Frage! Denn nur wenn du über genügend Ressourcen verfügst, kannst du dein Kind gut durch diese belastende Lebensphase bringen, und dich selbst auch.

Du musst kein schlechtes Gewissen haben, wenn deine Gedanken nicht permanent um dein Kind kreisen, sondern im Gegenteil: Es entlastet alle Familienmitglieder, wenn du dir gezielt Aktivitäten und Begegnungen suchst, die dir positive Energie geben.

Sport baut Stresshormone ab, durch gute Ernährung wird das Immunsystem gestärkt. Aber auch für anderen Aktivitäten solltest du Zeit einplanen, die dir Freude machen: Ob das Singen im Chor ist, Gartenarbeit, Fitnessstudio oder Museumsbesuche. Du kennst deine Energiequellen selbst am besten.

All das tut nicht nur dir gut, es hilft dir auch, dein Kind nicht als Patienten oder als Patientin zu behandeln. Sondern als dein Kind, das gerade eine Erkrankung durchmacht – ein feiner, aber wichtiger Unterschied.

Wenn du dich selbst sehr belastet fühlst und dir psychische Unterstützung sichern möchtest, kannst du dich auch an deinen Arzt wenden und nach einem eigenen Therapieplatz Ausschau halten. Weitere Beratungsangebote, die kurzfristig stärken, findest du aber auch bei uns – sprich uns gern darauf an.


Wie sind die Prognosen für mein Kind?

In der Regel gut! Psychische Erkrankungen bei Kindern und Jugendlichen unter 18 sind nicht selten, und sie sind vielfältig und gut behandelbar: durch Psychotherapie, Ergotherapie, auch durch unterstützende Maßnahmen wie Entspannungstraining. In einigen Fällen braucht es auch zusätzlich Medikamente. 

Die Forschung zum Thema Resilienz (also etwa: die psychische Belastbarkeit von Menschen) kommt sogar zu einem ermutigenden Ergebnis: Junge Menschen können aus einer Phase der Depression sogar an Stärke gewinnen. Denn sie können dabei die Erfahrung machen, dass Krisen überwindbar sind und man zur eigenen Genesung beitragen kann.

Manche Kinder und Jugendlichen schaffen das sogar ganz allein aus sich heraus, darauf sollte man es aber nicht ohne Not ankommen lassen. Unterstützung, ob durch Therapie oder niederschwellige Beratungsangebote, ist in jedem Fall der leichtere Weg. Lass dich dazu gern von uns beraten


Was kann ich für andere Familienmitglieder tun, zum Beispiel Geschwisterkinder?

Gerade Geschwisterkinder leiden häufig sehr mit unter der Krise eines Familienmitgliedes, versuchen, sich unsichtbar zu machen, den Eltern nicht zusätzlich zur Last zu fallen. Oder sie geben sich sogar eine Mitschuld an der Situation.

Deshalb ist es wichtig, mit ihnen im Gespräch zu sein und darauf zu achten, dass sie genügend Aufmerksamkeit bekommen und Räume für Unbeschwertheit, vielleicht exklusive Zeit mit einem Elternteil. Die psychische Krankheit eines Familienmitgliedes sollte nie die gesamte Familie dominieren, nicht in jedem Gespräch das Thema setzen.

Bei jüngeren Kindern hilft es auch, mit entsprechenden Bilder- oder Vorlesebüchern Wissen zu vermitteln und um Verständnis für das Geschwisterkind und seine Krankheit zu werben. 

Ruft uns gerne an, wir teilen unsere Tipps für die beste Lektüre mit euch.

Es ist aber auch wichtig zu beachten, dass Geschwisterkinder von psychisch belasteten oder erkrankten Jugendlichen unterschiedlich auf die Familiensituation reagieren können. Während einige sich zurückziehen, um die Eltern nicht zusätzlich zu belasten, gibt es auch Kinder, die zu sogenannten „Symptomträgern“ werden. Ihr Verhalten kann dann herausfordernd, laut, aggressiv oder provozierend sein. 

Oft versuchen diese Kinder unbewusst, mit ihrem auffälligen Verhalten auf sich und ihre Bedürfnisse aufmerksam zu machen. Oder dass in der Familie, insbesondere beim eigentlich Betroffenen, etwas nicht stimmt. Solche Reaktionen verdeutlichen, wie wichtig es ist, auch die Geschwister in die Unterstützung und Begleitung der Familie einzubeziehen.

4.

Wo finden wir Hilfe?

Was sind erste Anlaufstellen und Notfallnummern für unser Kind und uns?

Grundsätzlich sind Kinder- und Jugendärzt*innen zunächst die besten Anlaufstellen. Im besten Fall kennen diese Fachkräfte dich und dein Kind schon lang, können euch bei der Einschätzung helfen und eine fachkundige Diagnose stellen. Häufig wird auch ein*e Jugendpsychiater*in hinzugezogen.

Auch Schulpsycholog*innen und Schulsozialarbeiter*innen können wertvolle Unterstützung geben, kennen gegebenenfalls Therapieangebote und Beratungsstellen in deiner Nähe. 

Dabei gibt es unterschiedliche Fachstellen je nach Erkrankung. Erste Informationen bei Fragen zu Depressionen erhältst du z.B. am Telefon der Deutschen Depressionshilfe: 0800/3344533

Wichtig: Sollte es deinem Kind sehr schlecht gehen und hast du die Befürchtung, es könnte sich oder anderen etwas antun, ruf bitte die Notfallambulanz (Notruf 112) oder fahr direkt mit deinem Kind in die Kinder- und Jugendpsychiatrie in eurer Stadt oder Gemeinde. 

Auch der sozialpsychiatrische Notdienst steht für euch bereit, angesiedelt beim jeweiligen Gesundheitsamt – die Telefonnummer der für euch zuständigen Stelle findet ihr am schnellsten, wenn ihr “Sozialpsychiatrischer Dienst” und den Namen eurer Stadt oder eures Kreises googelt.


Wie finde ich einen Therapieplatz für mein Kind?

Die Wartezeiten für einen Therapieplatz können regional sehr unterschiedlich sein. Laut einer aktuellen Studie beginnen neunzig Prozent aller hilfesuchenden Patienten innerhalb von drei Monaten eine Therapie, doch je nach Region kann es auch deutlich länger dauern. 

Das betrifft bei weitem nicht nur ländliche Gegenden: In Hamburg berichteten Fachleute Ende 2023, dass die Wartezeit für Kinder und Jugendliche mehr als ein halbes Jahr betragen kann.  

Auch über den Terminservice der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) kannst du als Kassenpatient*in für ein mitversichertes Kind eine psychotherapeutische Sprechstunde buchen. 

Doch gerade, um längere Wartezeiten zu überbrücken, kannst du dich auch an uns wenden – unsere Beratungsangebote ersetzen keine Therapie, aber helfen dir, besser durch diese schwierige Zeit zu kommen und dabei innerlich stabil zu bleiben. 

Außerdem findest du auf unserer Seite eine Liste mit so genannten “DigAs”. Also digitalen Angeboten wie Apps, die in seelischen Krisen helfen und stabilisieren können. Diese Angebote können die akute Belastung reduzieren, sowohl bei deinem Kind als auch bei dir selbst.

In unserem Fürstenberg Foundation Magazin findest Du einen wertvollen Gastbeitrag von Psychotherapeutin Anke Glaßmeyer: 21 Tipps für eine schnelle Psychotherapieplatzsuche und was Du zur Überbrückung tun kannst. 


Wie läuft eine stationäre Therapie ab?

Wie schon erwähnt, ist ein vorübergehender stationärer Aufenthalt in einer psychiatrischen Klinik in akuten Krisen oft der sicherste Weg, das Kind vor sich selbst zu schützen. Aber es kann auch Situationen geben, in denen Ärzt*innen entscheiden, dass eine andere Umgebung und der Bruch mit alltäglichen Routinen besser zur Heilung beiträgt.

Das heißt nicht, dass du als Mutter oder Vater etwas falsch gemacht hast!

Kliniken haben unterschiedliche Kernkompetenzen und sind auf verschiedene Krankheitsbilder spezialisiert, etwa Ess- oder Angststörungen. Du kannst dir auf den Webseiten der Krankenhäuser meist ein gutes Bild von den jeweiligen Ansätzen machen.

Im Rahmen des Klinikaufenthaltes bekommt dein Kind verschiedene therapeutische Angebote, etwa Einzel- und Gruppengespräche, oft kombiniert mit ergänzenden Methoden zur Körpererfahrung oder mit kreativen Aspekten wie Kunsttherapie.

Du musst keine Angst haben, dass dein Kind deshalb in Zukunft stigmatisiert wird, nur, weil es einige Zeit in einer psychiatrischen Klinik verbracht hat! Sowohl die behandelnden Ärzt*innen als auch die Krankenkassen sind an ihre Schweigepflicht gebunden. Wenn dein Kind zum Beispiel gerade eine Ausbildung macht, müssen auch die Arbeitgebenden vom Grund des Klinikaufenthaltes nichts erfahren.

5.

Welche Therapien gibt es für mein Kind, und wer zahlt dafür?

Welche Therapieformen sind Kassenleistung?

Das kann von Krankenkasse zu Krankenkasse unterschiedlich sein. Bitte nimm am besten direkt Kontakt zu deiner jeweiligen Krankenkasse auf und frage nach. 

Meist werden folgende Formen von den Krankenkasse bezahlt: Das erste ist die tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie, umgangssprachlich auch als “Gesprächstherapie” bezeichnet. Das zweite ist die Verhaltenstherapie, bei der es weniger darum geht, die tieferen Ursachen eines Problems zu verstehen, als durch konkretes Verhaltenstraining Abhilfe zu schaffen –  sehr wirksam etwa bei verschiedenen Angststörungen.

Manche Kassen übernehmen neuerdings auch systemische Ansätze, bei denen die ganze Familie in den Behandlungsprozess einbezogen wird.

Was tun, wenn die Krankenkasse eine Übernahme der Kosten ablehnt?

Wenn deine Krankenkasse die Kostenübernahme für eine Psychotherapie verweigert, hast du das Recht, Widerspruch einzulegen. Dies ist ein wichtiger Schritt, um deine Ansprüche geltend zu machen.

Vorgehensweise:

  • Reich den Widerspruch schriftlich bei deiner Krankenkasse ein.
  • Die Krankenkasse muss innerhalb von drei Monaten über deinen Widerspruch entscheiden.

Begründung des Widerspruchs: 

Um deinen Widerspruch zu stärken, solltest du folgende Punkte berücksichtigen:

  • Erläutere detailliert, warum die Psychotherapie medizinisch notwendig ist.
  • Falls vorhanden, füge ärztliche Gutachten oder Empfehlungen bei, die die Notwendigkeit der Therapie belegen.
  • Weise auf mögliche Folgen hin, die eine Nichtbehandlung haben könnte.

Voraussetzungen für die Kostenübernahme: 

Erinnere die Krankenkasse an die Bedingungen für eine Kostenübernahme:

  • Es muss eine psychische Störung mit Krankheitswert vorliegen.
  • Die Therapie muss dazu dienen, eine Krankheit zu erkennen, zu heilen, ihre Verschlimmerung zu verhindern oder Beschwerden zu lindern.

Alternative Möglichkeiten:

Falls dein Widerspruch abgelehnt wird, kannst du folgende Optionen in Betracht ziehen:

  • Prüfe, ob du eine Kostenerstattung bei einem Therapeuten ohne Kassenzulassung beantragen kannst, wenn es lange Wartezeiten bei Kassentherapeuten gibt.
  • Suche nach weiteren Therapeuten mit Kassenzulassung in deiner Region.

 Das Widerspruchsverfahren ist deine Chance, die Entscheidung der Krankenkasse zu deinen Gunsten zu beeinflussen. Bleib hartnäckig und lege alle relevanten Informationen vor, um deine Notwendigkeit für eine Psychotherapie zu belegen. 

Wenn Du Hilfe bei der Suche oder der Beantragung benötigst, dann wende Dich gerne an die Kolleg*innen von Tepavi. Sie helfen bei der Abwicklung, Kostenerstattung und Suche nach Unterstützung.


Von welchen Therapieformen sollte ich die Finger lassen?

Methoden, die von den Krankenkassen übernommen werden, sind gut erforscht, gelten als wirksam und unbedenklich. Das ist nicht bei allen Angeboten der Alternativmedizin der Fall – der Begriff “Therapeut/Therapeutin” ist keine geschützte Berufsbezeichnung. 

Das heißt aber umgekehrt nicht, dass alternative Methoden (die meist selbst bezahlt werden müssen) generell unseriös oder wirkungslos sind. Wenn du Fragen zu einem bestimmten Angebot hast, sprich uns gerne an – wir helfen euch mit unserer Expertise weiter.


Habe ich als Selbstzahler*in Vorteile?

Grundsätzlich hast du immer die Möglichkeit, Psychotherapie oder Verhaltenstherapie auch aus eigener Tasche zu bezahlen (bei anderen Methoden müsst ihr das ohnehin, weil die Kassen sie nicht übernehmen). Eine Therapiestunde kostet etwa zwischen 80 und 150 Euro.

Das ist bei einer längeren Therapiedauer nicht gerade günstig, kann allerdings zwei Vorteile haben. Erstens: So wie bei anderen medizinischen Leistungen auch kommen Selbstzahler, ob als Privatpatient*in oder auf freiwilliger Basis, oft schneller zum Zuge. Das kann ein Argument sein bei langen Wartezeiten auf einen Therapieplatz. 

Zweitens: Wenn dein Kind in seinem späteren Berufsleben eine Berufsunfähigkeitsversicherung abschließen möchte, dann schließen die Versicherer in der Regel Antragsteller*innen aus, wenn sie innerhalb der letzten fünf bis zehn Jahre eine Psychotherapie gemacht haben. 

Erst nach Ablauf dieser Frist ist ein Versicherungsabschluss zu normalen Konditionen möglich.

Habt ihr die Therapie hingegen privat gezahlt und taucht die Leistung deshalb nicht in den Unterlagen eurer Krankenkasse auf, kommt dein Kind um diese Angabe herum.


Kontakt

Du hast konkrete Fragen oder
brauchst Hilfe? Schreib uns!

info@fuerstenberg-foundation.de

Fürstenberg Foundation gGmbH
c/o Fürstenberg Institut GmbH
Gorch-Fock-Wall 3
20354 Hamburg

+49 (0) 152 / 25773299

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